Sonntag, 21. Februar 2010

Medikamente für Elias

Zuerst bekommt Elias Equasym ret. 10 mg

Die Wirkung war einigermaßen da, aber nicht grad sonderlich viel zu merken.
Das Medi hat eine besondere Form der Freisetzung .. zuerst werden 3mg sofort freigesetzt und im späteren Verlauf die weiteren 7 mg.

Daraus resultiert, daß Elias erst keine Wirkung hat und später dann etwas Wirkung, welche sich aber auf ca 2 h beschränkt.

Die Wirkung ansich ist verblüffend! Mein Kind fängt an zu malen. BUNT! Er fängt an 30 min am Stück Legoteile zusammen zu stecken. Nachbarn fragen mich was mit meinem Kind los sei, so würden sie ihn nicht kennen.

... Ich wünschte die Wirkung wäre nicht nur 2h

Ich spreche mit dem Arzt und dieser meint salopp "Dann verdoppeln wir einfach mal, mal sehn wie es dann geht"

Mehr als probieren kann man nicht, bei Methylphenidat muß für jedes Kind das richtige Medi gefunden und die Dosis individuell angepasst werden, Tabellen mit Größe und Gewichtsangaben führen bei manchen Kindern zu Über- oder Unterdosierungen. Die Tabellen nutzen bei MPH leider nichts.

Ok wir probieren es.
Bei Equasym ret mit 20 mg ist die Freisetzung dann aber wie folgt ... zuerst 6 mg im späteren Verlauf aber 14 mg!
Und genau diese 14 mg sind für Elias zu viel.
Jetzt ist die Anfangszeit gut und Elias schaut sich Bücher an, etwas was er noch nie gemacht hat.

Im Kita führt dies zu Äußerungen wie er sei apathisch, weil er in der Hängematte liegt und ein Buch anschaut.
Wir alle kennen ihn nur als ein Eichhörchen auf RedBull und jetzt ist er ruhiger.
Das bringt alle durcheinander.

Dennoch merke ich das er in der Hauptwirkzeit zuviel weint. Es braucht nur ein kleines Detail schiefgehen und er weint. Bisher kannt ich nur Geschrei und Wutanfälle, nicht aber weinen.
In dieser Zeit, wenn die 14 mg voll wirken, ist er nicht er selbst, dann ist er mir zu verwirrt und zu ruhig, einfach komisch.

Ich fange an zu experimentieren. Und schütte eine halbe Kapsel weg, und gebe ihm 1 einhalb also 15 mg. Aber die richtige Dosis ist mit diesem Medikament nicht zu finden, mal ist es zuviel und mal zuwenig.

Ein weiteres Gespräch mit dem Arzt folgt und Elias bekommt ein ganz anderes Medi.
Concerta ... zuerst 18 mg ret. + eine morgendliche Anschubsdosis da Concerta seine komplette Wirkung erst nach ca 3h erreicht. Die Anschubsdosis beträgt somit 5 mg schnellfreisetztendes Methylphenidat (MPH).

Wir erreichen gute Verbesserungen in seiner Konzentration. Aber es geht noch mehr! Der Arzt erhöht auf 27 mg.

Dies ist die Medikation die Elias heute noch bekommt. 27 mg Concerta plus 5 mg MPH
Seine Konzentrationsfähigkeit wird soweit verbessert das er sich ca 30 min am Stück mit einer Sache die ihm gefällt beschäftigen kann.
Leider ändert das Medi nichts an seinen Wutanfällen. Und besonders deutlich merkt man jetzt das er sich zurückziehen möchte und er fängt an zu sagen was er gerade nicht aushalten kann.

So mag er im Herbst nicht in den Wald gehn, weil "die Blätter so laut rascheln".
Er mag nicht auf den Spielplatz im Kita gehn, "es ist zu laut da draußen".

Diese Dinge wollte er vor den Medis auch nicht, aber da konnte er außer mit einem Wutanfall nicht sagen Warum.

Jetzt wurde deutlich.

Es ist ihm schnell zu laut.
Es ist ihm draußen, wenn die Sonne scheint, zu hell.

manche Sachen sind ihm "zu matschig" im Essen.

im Großen und ganzem haben ihm die Medis geholfen sich verständlicher zu machen und therapeutisch überhaupt an ihn ranzukommen. Die Ergotherapie kann seit dem besser mit ihm arbeiten und merkt sofort wenn wir die Medis vergessen haben.

Ich bin kein Freund von Medikamenten für Kinder, aber meinem Kind hat dieses Medikament sehr weiter geholfen. Ich habe mir diese Entscheidung auch nicht leicht gemacht, und vorher viele Sachen ausprobiert. Von der Homöopathie bis hin zu zuckerfreier Ernährung. Wir haben alles ausprobiert. Aber die richtigen Medis konnten ihn ein Stück voranbringen.

Es war als hätte er die ganze Zeit unter einer Milchglaskuppel gelebt. MPH hat die Kuppel durchsichtig gemacht. Die Kuppel selber, hat er aber immer noch.

2 Kommentare:

  1. Ich persönlich habe nach mehreren Medikamenten, dass Optimum mit Amphetaminsulfatsaft zweimal täglich 2,5ml gefunden. Aber am Besten hilft mir Bewegungs - Sport, andere Menschen besser zu verstehen und vorausschauend zu denken. Nach einem 3/4 Jahr Intensivsport war ich fast synthomfrei...

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  2. manager eines familien unternehmens5. Juli 2013 um 17:07

    Moin,

    mein Sohn ist noch in der Diagnostik, aber eigentlich ist schon recht sicher, daß er ein Asperger hat. Nach langen Kämpfen und Arztwechsel haben wir nun endlich Ergotherapie bekommen. Das erste Schuljahr war schwierig, da mein Sohn eine sehr geringe Hemmschwelle hat. In letzter Zeit ist er unausstehlich, unsere Neven liegen blank und seine Zwillingsschwester hat sein negativ-Verhalten übernommen. Seine Ergotherapeutin die genau wie ich gegen Ritalin ist, empfiehlt es trotzdem für unseren Sohn, mit der Begründung, daß er endlich mal wieder positives Feedback bekommt und die Verhaltenstherapie umsetzten kann.
    Habe hier schon viel im Internet gelesen und hab keine Ahnung was ich machen soll.

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